Wir wollen dir ja kein Horrorszenario malen, aber weißt du, was Staub, Sand und Nässe mit deinem Antrieb anstellen können? Wenn die Kette nach einem Tag in Matsch und Nässe knirscht, und die Schaltung nicht mehr sauber funktioniert, ist das nicht nur lästig, es macht dein Fahrrad kaputt! Kleine Partikel wirken zwischen Fahrradkette, Kurbel und Kassette wie eine Feile, du hast dann den sprichwörtlichen Sand im Getriebe. Der bringt den Verschleiß auf Turbo und nagt an den nicht gerade billigen Komponenten herum, bis letztendlich neue fällig werden.
Aber hier die gute Nachricht: Es ist gar nicht so schwer, etwas dagegen zu tun! Hier erfährst du, wie und mit welchen Mitteln du dein Bike richtig reinigst und pflegst.
Alle wichtigen Tipps gibt es noch mal ganz am Ende kurz und knackig in Fragen & Antworten.
Schritt 1: Reinigung
Wie oft du dein Fahrrad waschen musst, hängt davon ab, wo, wie oft und durch wie viel Dreck du fährst. Manche Bikes brauchen öfter eine Dusche, andere müssen nur einmal im Jahr geputzt werden. Vor allem Offroad-Bikes – Mountainbikes und Gravel Bikes – kommen vom Spielen gerne mit einer dicken Matschkruste zurück. Je schneller du die wieder entfernst, desto besser!
Dazu wird das Fahrrad zuerst abgespült, dabei tropft der gröbste Schmutz mit etwas Glück gleich ab. Wenn der Matsch noch nicht völlig angetrocknet ist, geht das am besten und ohne weiteres Schrubben – um den Lack des Fahrrads zu schonen, solltest du mit dem Spülgang also nicht zu lange warten! Ob du dazu einen Schlauch, eine Gießkanne oder einen Eimer benutzt, ist egal. Ein Pump-Drucksprüher aus dem Gartenmarkt funktioniert übrigens auch bestens. Dann kannst du einen Fahrradreiniger auftragen. Wie das gemacht wird, hängt vom Produkt deiner Wahl ab, meist wird einfach gesprüht.
Fahrradreiniger lösen angetrockneten Matsch und Fettreste. Nach einer kurzen Einwirkzeit kann der ganze Schmadder meist einfach abgespült werden. Wenn nicht, kannst du die Prozedur wiederholen.
Wenn eine gründlichere Fahrrad-Waschaktion ansteht, werden Bremsen, Antrieb und Federelemente vor dem Spülgang gesondert behandelt.
> Die Reinigung der Bremsen absolut lebenswichtig; wenn es ganz blöd läuft, können verschmutzte Bremsen sogar komplett versagen! Aber glücklicherweise ist die Reinigung von Felgenbremsen oder Scheibenbremsen nicht weiter schwierig. Wenn du Felgenbremsen hast, gibt es meist nichts weiter zu tun, als die Felgen zu reinigen und dafür zu sorgen, dass keine Blätter/Halme/Äste in der Bremszange hängen. Stark verdreckte Scheibenbremsen dagegen brauchen eine Sonderbehandlung mit Bremsenreiniger. Auch der wird aufgesprüht oder mit einem weichen Lappen aufgetragen und anschließend abgespült oder abgewischt. Du kannst dann auch gleich den Verschleiß checken und bei Bedarf neue Bremsklötze oder Bremsbeläge einbauen.
> Für das Putzen des Fahrrad-Antriebs gibt es nicht nur spezielle Produkte (Antriebsreiniger), sondern auch Geräte, die dir dabei helfen. Ein Kettenreinigungsgerät holt sämtlichen Schmutz aus der Kette, spezielle Bürsten helfen bei der Feinarbeit an den diversen Zahnrädern, am Umwerfer und am Schaltwerk. Für die Zwischenräume zwischen den Ritzeln gibt es besonders schmale Bürsten. Wenn du schon dabei bist, kannst du gleich mit einer Kettenverschleißlehre überprüfen, ob eine neue Kette fällig ist, oder ob die Zähne an Tretkurbel und Ritzeln schon stark angefressen sind.
> Die Fahrradwäsche bei gefederten Bikes braucht etwas mehr Vorsicht. Da das Tauchrohr (an der Federgabel) und die Gleitfläche (am Rahmendämpfer) beim Einfedern allen möglichen Schmutz an der Dichtung vorbei mit ins Standrohr schieben könnten, sollten sie besonders gut gereinigt werden. Der Wasserstrahl sollte aber nicht direkt auf das Tauchrohr gerichtet werden, bei zu viel Druck könnten Partikel und Wasser in den Dämpfer eindringen.
Noch ein paar Tipps:
- Haushaltsreiniger haben am Fahrrad nichts verloren, nur Fahrradreiniger sind so zusammengestellt, dass sie Lack und andere Oberflächen des Fahrrads nicht beschädigen.
- Leider sind noch nicht alle Pflegeprodukte für Fahrräder biologisch abbaubar, es werden aber immer mehr. Mehr dazu weiter unten.
- Wenn du mit Bürsten oder Lappen arbeitest, solltest du diese immer wieder gut auswaschen, damit Sand und Staub dort nicht zu Schleifpartikeln werden
- Eine gründliche Fahrradreinigung ist besonders wichtig, wenn du auch im Winter mit deinem Fahrrad unterwegs bist! Hier haben es nicht nur Staub und Nässe auf dein Fahrrad abgesehen, ganz besonders gemein ist die Wirkung von Streusalz!
- Du tust der Umwelt einen Gefallen, wenn du dein Fahrrad an einem Ort wäschst, von dem aus das Waschwasser in der Kanalisation (und damit in einer Kläranlage) landet und nicht in einer Wiese!
Checkliste – das brauchst du, um dein Fahrrad zu putzen
- Fahrradreiniger
- Wasserhahn und Schlauch, Wasser in einem Eimer oder einer Gießkanne
- Antriebsreiniger und Kettenreinigungsgerät
- Bremsenreiniger
- weiche Tücher oder Mikrofasertücher, weiche Reinigungsbürsten, Ritzelbürste
- evtl. Kettenverschleißlehre
- mit einem Montageständer wird die Putzaktion deutlich einfacher
Fahrrad-Putz mit dem Hochdruckreiniger
Wenn dein Mountainbike verkrustet aus dem Bikepark heimkommt, bietet sich die Reinigung mit einem Hochdruckreiniger an. Es gibt mittlerweile Hochdruckreiniger, die ein Schonprogramm für Fahrräder haben, noch besser ist ein spezieller Hochdruckreiniger für Fahrräder (du findest einen solchen hier im Onlineshop von Muc-Off).
Federelement und Dämpfer (auch den Dropper) solltest du immer aussparen, bei zu viel Druck könnten Partikel in die Lager gespült werden und dann in kürzester Zeit die Komponenten schädigen. Auch beim Antrieb eines E-Bikes ist hier Vorsicht geboten!
Schritt 2: Trocknen lassen
Das ist der einfache Part – abwarten, bis (bei Raumtemperatur) alles wieder trocken ist. Damit Antrieb, Tauchrohre und Bremsscheiben keinen Flugrost ansetzen, kannst du hier mit einem weichen Tuch nachhelfen.
Schritt 3: Fett drauf!
Bei allen Schmierarbeiten solltest du darauf achten, dass kein Schmiermittel an die Bremsen kommt, schlimmstenfalls kann Fett Bremsscheiben und -beläge ruinieren, dann musst du beides erneuern.
Wenn alles komplett getrocknet ist, wird mit einem Antriebsfett die Kette geölt. Ein Pflegespray versiegelt den Rahmen und verhindert, dass sich neuer Schmutz festsetzen kann, es bildet eine Schicht, die den Lack vor Kratzern schützt und Wasser abperlen lässt. Wahlweise bringt hier Glanzspray dein Fahrrad zum glänzen, du kannst aber auch ein mattes Finish aufsprühen.
Es gibt übrigens verschiedene Schmiermittel! Mit Kettenfett und Kettenwachs schmierst du den Antrieb rund um die Fahrradkette. Kettenschmierung sollte aber nicht mit Schmiermitteln für Federelemente (also die Dämpfer und die Federgabel) und Montage-Schmierung verwechselt werden! “Eines für alle” funktioniert am Bike eher schlecht!
Sonderfall E-Bike: So putzt du dein E-Bike richtig
Bevor du ein neues Pedelec wäschst, kannst du etwas in der Gebrauchsanweisung blättern. Oft gibt es dort Hinweise zur sachgerechten Reinigung und Pflege. Zunächst solltest du Teile, die nicht fest montiert sind, entfernen. Das bedeutet, dass der Akku, sofern er nicht in den Rahmen eingebaut ist, und das Display entfernt werden. Die Kontaktstellen kannst du mit Malerkrepp abkleben, auch das Schlüsselloch der Akkusicherung solltest du abkleben.
Danach wird das E-Bike gewaschen wie ein Fahrrad auch, es gibt allerdings von manchen Herstellern spezielle E-Bike-Reiniger.
Wenn das E-Bike wieder glänzt, werden die abgeklebten Steckkontakte freigelegt und mit einem Tuch vorsichtig gereinigt und getrocknet. Erst wenn die Kontakte sauber und vollständig trocken sind, kannst du die Elektronik wieder einbauen. Bei einem E-Bike mit integriertem Akku solltest du einen Blick ins Batteriefach werfen. Wenn sich dort Flüssigkeit gesammelt hat, muss das Fach getrocket werden.
Aus Sicherheitsgründen wird beim Putzen von E-Bikes von einer Verwendung eines Hochdruckreinigers abgeraten, auch ein Gartenschlauch darf das Waschwasser nicht mit zu viel Druck verteilen.
Für den Antrieb eines E-Bikes gibt es spezielle Schmiermittel.
Umweltfreundliche Fahrradreiniger
Was nützt dir das perfekte Fahrrad, wenn es keine schönen Bike-Reviere mehr gibt? Du tust dir selbst und anderen einen Gefallen, wenn du die Umwelt schonst und bei Bike-Cleanern auf umweltfreundliche Produkte setzt. Vor allem wenn du dein Fahrrad daheim im Garten oder in der Einfahrt putzt, landet der Fahrrad-Reiniger in Boden und Grundwasser, biologisch abbaubare Rezepturen sind heute von vielen Firmen zu haben. F100 setzt beispielsweise vorwiegend auf biologisch abbaubare Inhaltsstoffe, vor allem in der “Bio-Serie” gibt es umweltverträglichen Fahrradreiniger, Kettenöl oder Kettenreiniger.
Trotzdem ist eine versiegelte Fläche, von der aus dein Waschwasser im Kanal landet, der beste Ort um ein Fahrrad zu waschen! Um Plastik einzusparen, gibt es inzwischen die ersten Fahrrad-Reiniger sogar aus der Tüte zum Selbermixen. Und auch wenn die Putzmittel umweltfreundlich sind, musst du bei der Fahrradwäsche nicht nach dem “Viel-hilft-viel-Prinzip” vorgehen. “So viel wie nötig” ist günstiger für das Abwasser und deinen Geldbeutel!
Fahrrad putzen – die FAQs
Wie oft muss ich mein Fahrrad putzen?
Das hängt davon ab, wie viel du fährst, und wie viel Dreck dein Fahrrad dabei abbekommt. Wenn du mit einem dreckstarrenden Trailbike aus dem Bikepark kommst, solltest du es putzen. Wenn du mit dem Rennrad oder Gravel in ein Unwetter geraten bist, wasch es vorsichtshalber. Trekkingbikes vor einer großen Tour zu reinigen und druchzuchenken ist auf jeden Fall eine gute Idee! Allerspätestens wenn du am Antrieb (also rund um die Fahrradkette) statt glänzendem Metall eine trübe Staubschicht siehst, ist es Zeit, das Fahrrad zu waschen! Auch wenn die Bremsen plötzlich quietschen oder schlechter funktionieren, solltest du sofort zu Eimer und Lappen greifen!
Wie wasche ich mein Fahrrad?
Im Schnelldurchlauf: Einweichen, Reiniger auftragen, abspülen. Gut trocknen lassen, neu fetten.
Kann ich mein Fahrrad mit dem Hochdruckreiniger putzen?
Ja, wenn du einen speziellen Fahrrad-Hochdruckreiniger benutzt, ist das in der Regel möglich. Trotzdem solltest du Lager und Dämpfer aussparen, auch für E-Bikes wird eher Handwäsche empfohlen.
Brauche ich wirklich viele verschiedene Spezialprodukte?
Bremsenreiniger, Kunststoffreiniger, Antriebsreiniger – alles Unsinn? Nicht ganz, schließlich bringt jedes Material und jedes Bauteil andere Anforderungen mit. Für die Pflege eines hochwertigen, teuren Fahrrads ist die Verwendung spezialisierter Reinigungsprodukte sehr zu empfehlen. Für die schnelle Wäsche zwischendurch ist ein allgemeiner Fahrradreiniger oft ausreichend.
Wird ein E-Bike anders geputzt als ein Fahrrad?
Ja, du solltest vor der E-Bike-Wäsche Akku und Display in Sicherheit bringen und die Kontakte und das Schlüsselloch abkleben. E-Bikes werden besser mit der Hand gewaschen, Hochdruckreiniger werden nicht empfohlen.
Rennrad, MTB, Trekkingbike - was gibt es beim Putzen zu beachten?
Welches Fahrrad du putzt, ist prinzipiell egal. Wichtiger ist es, Carbonbikes, E-Bikes und Dämpfer besonders vorsichtig zu behandeln.
Wird ein Carbon-Fahrrad anders geputzt als ein Fahrrad aus Alu oder Stahl?
Ein Carbonbike kannst du in der Regel putzen wie jedes andere Fahrrad. Vor der ersten Wäsche lohnt sich ein Blick in die Hinweise des Herstellers, vielleicht empfiehlt der eine besondere Behandlung. Auf keinen Fall dürfen hier scharfe Reiniger, Scheuermittel oder Bürsten benutzt werden! Es gibt spezielle Carbon-Reiniger, die die Oberfläche nicht beschädigen.
Kann ich mein Fahrrad in der SB-Autowaschanlage putzen?
In Waschanlagen für Autos ist der Wasserdruck wahrscheinlich zu hoch für die Fahrradwäsche, es sei denn, du kannst ihn einstellen und so reduzieren. In großen Städten gibt es vereinzelt Waschanlagen für Fahrräder.
Kann ich mit einem Schmiermittel alle Fahrradteile schmieren?
Nein!! Es gibt für Antrieb, Dämpfer und Montage unterschiedliche Schmiermittel.
Wo finde ich eine Anleitung für die Fahrradwäsche?
Schau in unserem Blog vorbei, dort findest du einen Leitfaden für die Fahrradwäsche und weitere Tipps zu Bike-Pflege und Schmiermitteln.