Finde die passende Reifenbreite für dein Fahrrad

Warum solltest du wissen, welche Reifenbreite zu deinem Fahrrad passt? Ganz einfach, die Mäntel sind Verschleißteile, sie müssen nach einer gewissen Laufleistung ausgetauscht werden. Vielleicht verträgt dein Bike aber auch ein kleines Upgrade, neue Reifen sind da ein guter Start. Wenn du die Felgenbreite bereits kennst, kannst du hier nachlesen, welche Reifenbreite dazu passt. Wenn du sie nicht kennst, findest du hier Tipps, wie du die Felgenbreite ermitteln kannst. In diesem Teil unserer Reifen-Serie erfährst du aber auch, welche Reifenbreite für welche Fahrradart empfohlen wird, was der Rahmen mit der Reifenbreite zu tun hat, oder welchen Einfluss die Breite der Reifen auf das Fahrverhalten eines Fahrrads hat.

So beeinflusst die Breite der Reifen die Fahreigenschaften

Warum wird um die Breite eines Fahrradreifens so viel Aufhebens gemacht? Die Antwort ist ganz einfach: Die Breite der Reifen verändert die Fahreigenschaften des Bikes erheblich. Gerade Mountainbiker*innen und Rennradfahrer*innen spüren den Unterschied deutlich und bezeichnen einen Wechsel der Reifen als “ersten Schritt des Bike Tunings”.

  1. Breite Reifen bedeuten mehr Fläche auf der Straße. Das verbessert den Grip, sorgt aber auch für mehr Rollwiderstand, du musst also mehr Muskelkraft aufbringen, um einen breiten Reifen in Bewegungen zu halten, als bei einem schmalen Reifen nötig ist. Eine kleine Reifenbreite rollt effizienter.
  2. Breite Reifen bieten mehr Dämpfung und damit besseren Komfort im Sattel. Schmale Reifen bieten weniger Dämpfung.
  3. Breite Reifen verleihen dem Bike ein stabiles Fahrgefühl.
  4. Breitere Reifen haben mehr Material auf der Straße, dadurch sind sie weniger wendig. Schmalere Reifen weisen ein agileres Lenkverhalten auf.
  5. Die Reifenbreite beeinflusst auch den erlaubten (oder empfohlenen) Reifendruck. Breite Fahrradreifen können mit weniger Druck gefahren werden, das verbessert die Dämpfung zusätzlich und damit den Komfort auf unebenen Strecken. Weniger Druck bedeutet auch weniger Pannenanfälligkeit
  6. Mehr Reifenbreite ( +viel Profil) bedeutet am Fahrrad immer auch mehr Gewicht.

 

Was ist die “Reifengröße” beim Fahrrad?

Von der “Reifengröße” wird oft gesprochen, viel danach gesucht und darüber geschrieben. Die Bezeichnung ist aber tatsächlich etwas ungenau, denn es werden zwei unterschiedliche Maße am Fahrrad damit beschrieben. 

 

  • Mit “Reifengröße” ist oft nur der Durchmesser des Laufrads gemeint, also 12 Zoll, 24 Zoll, 26 Zoll, 27,5 oder 29 Zoll (“Das Fahrrad hat 28-Zoll-Reifen”). Genauer wäre hier die Bezeichnung “Laufradgröße”.

 

> Die meisten Fahrräder werden für eine spezifische Laufradgröße gebaut.

 

  • Es kann aber auch die Kombi aus Reifendurchmesser und Reifenbreite gemeint sein, also die exakte Reifengröße, die du kaufen musst, damit der Reifen auf die Laufräder deines Fahrrads passt. Sie wird in ETRTO-Größen, französischen Größen oder Inch/Zoll angegeben.


> Bei der Breite der Reifen kannst du variieren, in unserer Tabelle weiter unten siehst du, für welche Felgenbreite sich welche Reifenbreite eignet.



Es gibt den Laufrad-Durchmesser und die Reifenbreite. Beides zusammen ist die "Reifengröße". Bild © Pirelli


Hier gehen wir davon aus, dass du schon weißt, auf welchem Laufrad-Durchmesser du unterwegs bist und jetzt wissen willst, welche Breite deine neuen Fahrrad-Mäntel haben sollten (mehr zu gängigen Reifengrößen, ETRTO, französischen Reifengrößen, etc. findest du in unserem Beitrag “So ermittelst du die Reifengröße für dein Fahrrad”)

Welche Reifenbreite für welches Fahrrad?

Für unterschiedliche Fahrraddisziplinen und die Anforderungen, die jeweils an die Bikes gestellt werden, haben sich verschiedene Reifenbreiten bewährt. Die optimale Reifen-Breite für den Einsatzzweck des Fahrrads wird natürlich bei der Konstruktion des Rahmens berücksichtigt. 

 

Reifenbreite am Rennrad/Gravel Bike

Je weniger Fläche des Reifens die Straße berührt, desto weniger Arbeit macht das Vorwärtskommen. Wer also schnell sein will, braucht schmale Reifen, folglich haben Rennräder schmale Reifen – in den 90ern mit schlanken 19 mm Reifenbreite, heute sind sie meist 23mm breit. Rennradreifen haben außerdem kein bis wenig Profil. Dämpfung und herrausragender Grip sind hier nicht zu erwarten, aus diesem Grund bleibt man mit dem Rennrad am besten auf glattem Asphalt. Endurance Rennräder haben gerne etwas breitere Reifen. 

Ganz anders sieht es beim Gravel Bike aus. Hier bewegt sich die Reifenbreite im Bereich von 28 bis 42mm. Je breiter die Reifen, desto mehr Komfort bietet ein Gravel, außerdem kann es damit auch auf unterschiedlichen Untergründen gefahren werden. 

Manche Rennräder stehen noch auf superschmalen 19 bis 28 mm-Reifen, der Standard liegt heute allerdings bei 23 mm, auch 25 oder 28 mm wurden schon gesichtet.  

Am Gravel Bike werden Reifenbreiten von 28 bis 42 mm bevorzugt.

 

Reifenbreite am Citybike/Trekkingbike

Die übliche Reifenbreite am Citybike und am Trekkingrad liegt genau mittig zwischen den schmalen Reifen, die am Rennrad gefahren werden und den breiten Reifen eines Mountainbikes. Diese Reifenbreite bietet den besten Kompromiss aus komfortabler Dämpfung, gutem Halt auf der Straße und effizientem Abrollverhalten.

Viele dieser Fahrräder fahren mit einer Reifenbreite von 37mm bis 52mm.

 

Reifenbreite am MTB

Die ganz breiten Schlappen findest du natürlich immer am Mountainbike. Hier ist viel Fläche nötig, um genügend Halt auf schlechten Untergründen zu haben, außerdem wird auch die zusätzliche Dämpfung geschätzt. Ein Profil mit dicken Stollen sorgt für zusätzlichen Biss. Meist haben MTBs eine großzügige Reifen-Clearance, und du kannst die Reifenbreite ganz nach Geschmack und Untergrund variieren.

 

Hier einige Richtwerte:

AM Bikes fahren meist auf 53-61 mm.

Enduros haben oft Reifen mit 58 bis 64 mm Breite.

XC-Bikes oder Marathon Bikes fahren mit “nur” etwa 54 mm Reifenbreite.

Am Fatbike gibt es Ballonreifen mit satten 95-120 mm.

 

Im direkten Vergleich siehst du den Unterschied deutlich, links der Rennradreifen, rechts ein Fahrrad-Mantel für MTBs. Bilder © Continental und Schwalbe

Welche Reifenbreite passt auf deine Felge (und in deinen Rahmen)?

Welche Reifenbreite zu einem Fahrrad passt, hängt von zwei Faktoren ab, einerseits vom Rahmen, außerdem von der Felge. 

 

  • Welche Reifengröße passt zu deinem Rahmen?

Zu breite Reifen würden im Hinterbau und in der Gabel schleifen, deshalb hat bei der Auswahl der Hersteller des Rahmens das letzte Wort. Dein Rahmen hat laut Hersteller eine “erlaubte Reifenfreiheit” oder “Tire Clearance”, gemeint ist die mögliche Reifenbreite, die in den Rahmen passt.

 

  • Welche Reifenbreite passt zu deinen Felgen?

Auch die Felgebreite, die du fahren möchtest, bestimmt die mögliche Reifenbreite, du kannst nicht einfach einen beliebig breiten Reifen auf die Felgen deiner Laufräder ziehen. Zu schmale oder zu breite Reifen halten ganz einfach nicht, oder sie fahren sich “seltsam”. Oft gibt es vom Hersteller der Felge eine Empfehlung oder eine Freigabe bestimmter Reifenbreiten. Diese Angabe findest du irgendwo auf der Felge in Form einer ETRTO-Angabe, einer französischen Radgröße oder als Abmessungen in Zoll.

Deine Felge verfügt nicht über solche Angaben? Damit du in diesem Fall die passenden Fahrrad-Mäntel aussuchst, kannst du einfach auf der Homepage des Laufrad-Herstellers suchen. Oft gibt es dort eine genaue Produktbeschreibung, die auch diese Angaben enthält. Wenn keine Reifenbreite empfohlen ist, ist vielleicht die Maulweite der Felge angegeben. Suche in der Artikelbeschreibung nach der “Innenbreite”, der “Maulweite”, oder der “Innenweite”. Wenn auch das ohne Erfolg bleibt, musst du die Maulweite deiner Felgen messen.

 

So misst du die Maulweite deiner Felge:

Die Maulweite ist der Innenabstand der Felgenwände. Am einfachsten kannst du sie mit einem Messschieber bestimmen. Auch mit einem Lineal funktioniert die Messung einigermaßen, da du aber das Innenmaß ermitteln musst, ist diese Messung immer etwas ungenau (anders als auf unserem Bild ist deine Felge ja nicht aufgesägt). 

 

Damit dein Fahrrad-Mantel passt, musst du die Innenweite der Felge oder "Maulweite" kennen. Bild © WTB

Felgenbreite – Reifenbreite … die Tabelle



MAULWEITE DER FELGE (mm)

 

EMPFOHLENE REIFENBREITE (mm)

 

15mm

22-34mm

16mm

22-34mm

17mm

25-54mm

18mm

25-54mm

19mm

28-63mm

20mm

32-63mm

21mm

35-65mm

22mm

35-65mm

23mm

37-65mm

24mm

37-65mm

25mm

44-65mm

26mm

47-65mm

27mm

47-65mm

28mm

52-65mm

29mm

52-65mm

30mm 

47-99mm

36-40mm

55-99mm

41-45mm

58-113mm

46-50mm

62-132mm

Je nach Hersteller, bzw. ETRTO-Angaben können die Empfehlungen unterschiedlich ausfallen. Es ist empfehlenswert, sich nach den Angaben des Herstellers zu richten!

Was passiert, wenn die Reifenbreite nicht passt?

Wenn du einen Reifen aufziehst, der zu breit für die (schmale) Felge ist, wölbt sich der Reifen zu sehr nach außen. Das Resultat aus dieser Kombi ist nervig bis gefährlich: Der Reifen sitzt nicht stabil auf der Felge, das Fahrrad fühlt sich wackelig oder schwammig an, vor allem die Performance in der Kurvenpräzision lässt zu wünschen übrig. 

Wenn die Reifenbreite zu schmal für die Felge ist, wird der Reifen-Durchmesser zu “platt”, also zu breit. Der Reifen rollt dann nicht mehr ordnungsgemäß auf der Lauffläche, die Flanken des Reifens werden unnötig belastet und können beschädigt werden. Auch die dämpfende Wirkung des Reifens kann beeinträchtigt werden. Aber keine Sorge, wenn du unseren Beitrag gelesen hast, findest du mit Sicherheit den passenden Reifen für dein Fahrrad! Ob du DrahtreifenFaltreifen oder Tubeless-Reifen brauchst, klären wir in einem weiteren Artikel!

 

Wie findest du denn nun die passenden Fahrrad-Reifen?

Nun hast du eine Menge Zahlensalat vorgesetzt bekommen und weißt immer noch nicht, welche Reifen an dein Fahrrad passen. Keine Sorge, es ist nicht schwer, Mäntel in der richtigen Breite und im passenden Durchmesser zu finden. Es braucht genau 3 Schritte, bevor du auf “Kaufen” klickst. 

 

  1. Besuche die Kategorie “Reifen
  2. Entscheide dich für die Reifenart, die dir am sympathischsten ist*
  3. Du kannst dann nach der zuvor ermittelten Reifengröße filtern und dir unter den passenden Ergebnissen deinen neuen Fahrradreifen aussuchen

 

Den passenden Reifen kaufen

Drahtreifen | Faltreifen | Schlauchreifen | Tubeless | Winterreifen

 

*Generell hast du die Wahl zwischen Drahtreifen, Faltreifen, Tubeless und Schlauchreifen. Sie genauer zu beschreiben würde hier unseren Rahmen sprengen, ein ausführlicher Beitrag dazu ist in Arbeit. Nur in aller Kürze: Drahtreifen sind der günstige, weit verbreitete Standard. Faltreifen sind oft leichter und etwas teurer. Tubeless bietet hervorragende Fahreigenschaften, erfordert aber regelmäßige Wartung. Schlauchreifen sind eher ein Sonderfall und nur am Rennrad üblich. Winterreifen sind eine echte Klasse für sich, du kannst in dem Beitrag “Brauchst du Winterreifen für dein Fahrrad” alles Wichtige dazu nachlesen! 



Viele weitere Informationen findest du in den anderen Teilen unserer Reifen-Serie:

  1. So ermittelst du die Reifengröße für dein Fahrrad
  2. So ermittelst du den Reifendruck für dein Fahrrad
  3. Finde die passende Reifenbreite für dein Fahrrad
  4. So rüstest du dein MTB auf Tubeless um
  5. Alles, was du über Fahrradventile wissen musst
  6. Gravel Reifen – das solltest du wissen!
  7. E-Bike Reifen – sinnvoll oder unnütz?

Titelbild: Alessandra Caretto auf Unsplash

Kommentare

Schreibe einen Kommentar

Die mit einem * markierten Felder sind Pflichtfelder.