Fahrrad-Fette fett erklärt!

Hauptsache das Fahrrad ist gut geschmiert, völlig egal womit? Nein, so klappt es leider nicht, mit dem falschen Fett am Bike stehst du ganz schön im Fettnäpfchen. Was kann Fahrrad-Fett, welche Schmiermittel gibt es und wann brauchst du sie? Hier im Bike Blog erfährst du es!

Was ist Fahrrad-Fett?

Fahrrad-Fett, Montage-Paste, Schmiermittel, Grease ... es gibt sehr unterschiedliche Pasten, Mixturen und Mittelchen für Fahrräder. Generell bildet das Fett einen Film, der den Einbau neuer Fahrradteile erleichtert, Reibung vermindert oder ganz einfach Fahrradteile schützt und pflegt. Es gibt unterschiedliche Fette für unterschiedliche Verwendungszwecke rund ums Fahrrad, hier nehmen wir sie der Reihe nach unter die Lupe. In diesem Beitrag geht es um alle möglichen Fahrrad-Fette, aber NICHT um Antriebsschmierung (also “Ketten-Fett”!), denn die ist ein Thema für sich. Genaue Angaben zur Herstellung und Zusammensetzung lassen wir an dieser Stelle aus, denn jeder Hersteller hat hier seine Betriebsgeheimnisse, wissen musst du nur Folgendes: 

• Fahrrad-Fett ist zähflüssig bis fest, das ist der offensichtliche Unterschied zur öligen Fahrradschmierung. 
• Es wird in der Tube oder im Töpfchen geliefert.
• Du kannst es aufpinseln, eine Fettspritze benutzen oder es mit der Fingerspitze auftragen.
• Wegen seiner zähflüssigen Konsistenz bleibt es länger an Ort und Stelle und wird nicht ausgewaschen bei der Bike-Wäsche oder bei Touren im Regen.
• Es verhindert, dass Wasser in Schraubverbindungen eindringt und Rost entsteht.
• Je nach Art kann Fahrrad-Fett das Lösen von Schraubverbindungen erleichtern oder die Schraube “festkleben”, einen Gleitfilm bilden oder Geräusche verhindern.
• Es gibt einige Hersteller, Peaty’s und Muc-Off beispielsweise, die auf besonders umweltfreundliche Inhaltsstoffe achten. Ihre Produkte sind unbedenklich für das Grundwasser und biologisch abbaubar. 
• Hochwertige Fette für Fahrräder halten außerdem hohen und sehr niedrigen Temperaturen stand, sie sind druckbeständig und nicht wasserlöslich.
• Bevor du Fett am Fahrrad aufträgst, solltest du die fragliche Stelle reinigen und gut trocken.
• Wenn du das Fett wieder loswerden willst, brauchst du Fettlöser.

Montagepaste oder Montage Fett

Allgemeines Fahrrad-Fett kann von allem ein bisschen, es schmiert, hilft bei der Montage und verhindert festgefressene Schraubverbindungen. Montage-Fett ist oft auch gleich ein guter Schutz gegen Rost und Nässe. Daher wird empfohlen, Schrauben, die außen am Fahrrad liegen und die mit Wasser in Berührung kommen können (also quasi: alle), mit Montagefett zu bestreichen, bevor sie eingeschraubt werden. Oft findest du solches Fett unter der englischen Bezeichnung "Grease".

So verwendest du Fahrrad-Montage-Fett:

• Trage das Montagefett auf die gereinigten Flächen auf.
• Nun kannst du die Fahrradteile verbinden.
• Reste können mit einem weichen Tuch abgewischt werden.

Wo brauchst du dieses Fahrrad-Fett?

Montagefett kann an allen Schraubverbindungen aufgetragen werden (bitte Hersteller-Empfehlung beachten!). Funktioniert an den Achsen, beim Einbau neuer Pedalen, den Teilen der Schaltgruppe, am Tretlager, auch an Cleats. Es ist nicht für die Kette/Antriebsschmierung gedacht!

Bild © Montage-Fahrrad-Fett von Peaty's

Kupferpaste oder Anti-Seize

Wenn du eine Schraube lange genug an Ort und Stelle lässt, kann es passieren, dass du sie irgendwann nicht mehr aufdrehen kannst. Dann hat sie sich “festgefressen”. Noch etwas fieser ist “Kontaktkorrosion”, hier reagieren empfindliche Metalle, Rost entsteht und verklebt die Teile regelrecht. In einem solchen Fall kriegst du die Fahrradteile oft nur noch mit roher Gewalt auseinander (wobei viele Fahrrad-Schrauber ja auf ein Bad in Cola schören…). Damit das nicht passiert, kannst du beim Einbau ein spezielles Fahrrad-Montagefett auf die Schraube auftragen. Hier bilden Kupferpartikel eine Barriere zwischen den Metallen und verhindern damit verklemmte Schrauben. In Deutschland heißt dieses Fett Kupferpaste; “gegen Festfressen” heißt auf Englisch “anti-seize”, darum ist neben “Copper-Paste” auch diese Bezeichnung oft zu finden. Dieses Montage-Fett bringt auch gleich noch etwas Bling-Bling in die Fahrradwerkstatt, wie du auf unserem Titelbild siehst!

So verwendest du Anti-Seize-Fett:

• Trage das Fett auf die gereinigte Oberfläche oder Schraube auf
• Befestige die Fahrradteile
• Überschüssiges Fett kannst du mit einem Tuch abwischen

Wo brauchst du dieses Fahrrad-Fett?

An allen Verbindungen, die du auch wieder lösen willst. Dieses Fahrrad-Fett funktioniert auch, wenn du eine Metall-Sattelstütze in einen Metall-Rahmen einbauen willst.

Bild © Kupferpaste von Muc-off

Fahrrad-Fett, das klebt: Schraubensicherung

Wenn du mit deinem MTB über Stock und Stein holperst, ist das Fahrrad enormen Erschütterungen ausgesetzt. Auch andere Fahrräder werden gut durchgeschüttelt. Macht nix – wenn die Schraubverbindungen halten. Durch die Vibrationen können sich Schrauben allerdings lockern, und dann hast du ein Problem! Hier gibt es von unterschiedlichen Herstellern Fahrrad-Fette (in diesem Fall wohl eher “Kleber”), die dafür sorgen, dass sich die Schraubverbindungen nicht ungewollt lösen. Du findest diese Art Montage-Fett auch unter der englischen Bezeichnung “Threadlocker”. Es gibt unterschiedliche Festigkeits-Stufen – je stärker die Formel, desto besser hält die Verbindung. Die Schrauben lassen sich allerdings auch schwerer wieder lösen, insbesondere, wenn eine “hochfeste Mischung” aufgetragen wurde.

So verwendest du Schraubensicherung:

• Das Produkt wird auf das Gewinde der Schraube aufgetragen.
• Du kannst das Fett einfach mit der Fingerspitze auftragen.
• Die Schraube kann wie gewohnt eingeschraubt werden.
• Reste können mit einem weichen Tuch abgewischt werden.
• Es härtet dann in den nächsten Stunden aus und sichert die Schraubverbindung. 

Wo brauchst du dieses Fahrrad-Fett?

Mit Schraubensicherung kannst du alle Schrauben sichern, die du an deinem Bike findest, von der Sattelklemmung bis zur Gepäckträger-Strebe, auch für Cleats-Schrauben geeignet. 

Bild © Schraubensicherung von Liqui-Moly

Lager-Fett und Kugellager-Fett

Verschiedene Fahrrad-Komponenten funktionieren mithilfe von Lagern – Kugellagern oder Konuslagern. Wie alle beweglichen Teile am Fahrrad sind diese Lager Verschleiß unterworfen. Das bedeutet im Umkehrschluss, dass sie durch Reinigung und Pflege deutlich länger halten. Die Wartung von Industrielagern und Kugellagern ist allerdings eher eine Arbeit für fortgeschrittene Fahrrad-Schrauber. Wir erwähnen das zugehörige Fett daher hier nur eher kurz und der Vollständigkeit halber. Achtung, die Wartung einiger Fahrrad-Lager möchten die Hersteller ausdrücklich selbst erledigen, wenn du sie zerlegst, verfällt die Garantie!

So verwendest du dieses Fahrrad-Fett:

Um ein Lager zu fetten, musst du es in der Regel zuerst ausbauen und zerlegen. Das ist höhere Schrauber-Kunst und daher nicht in einer Kurz-Anleitung zu besprechen!

Wo brauchst du dieses Fahrrad-Fett?

Kugellagerfett kommt überall dort zum Einsatz, wo Lager geschmiert werden müssen. Lager gibt es im Steuersatz (Lenkung), am Tretlager, den Pedalen oder in den Laufradnaben.

Bild © Lager-Fett für's Fahrrad von Peaty's

Carbon-Montagepaste

Fahrradteile aus Carbon dürfen nur mit einem sehr begrenzten Drehmoment festgeklemmt werden, unter zu viel Druck würden sie brechen. In Carbonpaste sind Partikel enthalten, sie erhöhen die Reibung und verbessern damit den Halt bei wenig Krafteinwirkung.

Im Bike-Blog gibt es einen ausführlichen Beitrag zu Carbon-Paste, wenn du mehr wissen willst, solltest du unbedingt dort vorbeisurfen! 

So verwendest du Carbon-Montage-Fett:

• Trage das Fett auf die Flächen auf, die verschraubt werden sollen
• Verschraube die Klemmen unter der Beachtung der angegebenen Nm (Drehmomentschlüssel verwenden!)
• Reste kannst du dann mit einem weichen Tuch abwischen

Wo brauchst du dieses Fahrrad-Fett?

Überall da, wo Carbon-Teile angebaut werden sollen, ist dieses Fett Pflicht. Es wird bei Carbon an Carbon verwendet, kann aber auch bei der Kombi Carbon/ Alu oder Carbon/andere Werkstoffe eingesetzt werden. 

Bild © Carbon Gripper von Muc-off

Montagepaste gegen Knackgeräusche

Knacken, Knarzen oder Quietschen – egal, wie man es nennt … es nervt! Ein Fahrrad sollte keine Geräusche machen, denn wenn es sich akustisch bemerkbar macht, fährt immer das ungute Gefühl mit, dass da was nicht stimmt. 

Wenn dein Bike Geräusche macht, solltest du immer zuerst prüfen, ob es dafür nicht irgendwelche Gründe gibt, die behoben werden müssen! Erst dann kannst du versuchen, die Geräusche durch fetten abzustellen.

So verwendest du Fahrrad-Fett, das Geräusche verhindern soll:

• Lass zunächst überprüfen, ob das Geräusch auf einen reparaturbedürftigen Schaden zurückzuführen ist!
• Wenn nicht, trage das Anti-Quietsch-Fett auf die betroffenen Bauteile auf.
• Setze die betroffenen Teile wieder zusammen.

Wo brauchst du dieses Fahrrad-Fett?

Dieses Montage-Schmiermittel kommt zwischen quietschende oder knarrende Fahrradteile.

Bild © Creak Freak Fahrrad Montagefett von RSP

Fahrrad-Fette – weiterlesen…

Wie du siehst, gibt es jede Menge unterschiedliche Fahrrad-Schmierung für die verschiedensten Einsatzzwecke. Nach und nach werden wir sie uns im Bike Blog genauer ansehen und ihre Verwendungszwecke beleuchten, diese Beiträge kannst du bereits lesen:

• Was ist Carbon-Paste und wofür brauchst du sie?
• Fahrrad richtig pflegen – Tipps zu Pflege- & Schmiermittel

Titelbild: Muc-off