Das Erste-Hilfe-Set für Fahrrad-Touren – was musst du wissen?

Ein Fahrradunfall ist die Horror-Vision aller Fahrradfahrer, vielleicht fragst du dich auch, was du im Fall der Fälle unterwegs brauchst?

Mit dem richtigen Erste-Hilfe-Set kannst du unterwegs kleine Blessuren selbst verarzten und bei größeren Schäden zumindest erste Hilfe leisten, darum solltest du auf Fahrradtouren immer eine Notfall-Ausstattung dabeihaben. Aber…

… welche Erste-Hilfe-Tasche solltest du kaufen? 

Im Erste Hilfe Set findest du alles, was du bei einem Fahrrad-Notfall brauchst, zum Beispiel Verbände, Pflaster und Desinfektionsmittel. Bild © Deuter

Es gibt unterschiedliche Erste-Hilfe-Taschen – Erste-Hilfe für Kinder, Erste-Hilfe für Hunde und so weiter. Der bekannteste Vertreter ist der Verbandskasten aus dem Auto, aber du willst sicher keine sperrige, schwere Kiste mitschleppen. Bisher gibt es keine speziellen Erste Hilfe Sets für Fahrrad-Fahrer*innen, es gibt aber Outdoor Erste-Hilfe-Taschen, sie eignen sich auch bestens für Bike-Touren. Es ist auf jeden Fall sinnvoll, ein solches fertiges Erste Hilfe Set für Wanderer zu kaufen und es dann mit ein paar wichtigen Hilfsmitteln zu ergänzen. Eine gute Alternative ist ein Sani-Kasten fürs Motorrad, hier handelt es sich in der Regel auch um kleine, gut gefüllte Taschen, die auf Fahrrad-Abenteuern gute Dienste leisten können.

Natürlich soll dein Erste-Hilfe-Set möglichst klein und leicht sein, aber ein paar Dinge sind absolut unverzichtbar. Hier haben wir Anregungen und Informationen für dich gesammelt.

Was ist im Erste Hilfe-Set enthalten? 

In 1-Hilfe-Sets ist in der Regel immer eine ähnliche Grundausstattung enthalten, die in Zusammenarbeit mit professionellen Ersthelfern zusammengestellt wurde und sich über die Jahre bewährt hat. In unterschiedlichen Mengen und Größen findest du folgenden Inhalt in einem Erste-Hilfe Set:

Pflaster und Verbände

Heftpflaster sind der Klassiker, sie sollten in unterschiedlichen Größen vorhanden sein. Auch Verbandpäckchen sind wichtig. Hier gibt es unterschiedliche Produkte, sterile Verbände und elastische, unsterile Fixierbinden sind eigentlich immer im Erste-Hilfe-Set zu finden. Selbsthaftende Verbände sind unterwegs besonders praktisch. Nicht klebende Wundauflagen sollten auch dabei sein. Eine kleine Rolle Tape gehört ebenfalls ins Set.

Dreieckstuch

Das Dreieckstuch ist immer mit im Erste-Hilfe-Täschchen. Ob es jemals jemand benutzt hat? Keine Ahnung, aber lass uns gerne in den Kommentaren wissen, wenn du es schon einmal gebraucht hast. 

Schutzhandschuhe

Hilfe passiert nicht immer innerhalb der eigenen Familie! Du solltest dich (und andere) schützen und bei der Hilfeleistung Gummihandschuhe tragen! In eigentlich allen Erste-Hilfe-Sets sind nicht sterile Handschuhe bereits enthalten, es gibt allerdings Gelegenheiten, wo du sie austauschen solltest. Wenn du besonders große Hände hast, passen die mitgelieferten Einmalhandschuhe oft nicht, sie reißen dann schnell und sind nicht mehr wirklich nützlich. Auch wenn du gegen Latex allergisch bist, solltest du die Handschuhe gegen Latex-freie austauschen.

Wundreinigung und Tupfer

Sterile, trockene Tupfer helfen bei der Wundreinigung und können zur Blutstillung auf blutende Wunden gedrückt werden. Alkoholtücher oder desinfizierende Tücher sind wichtig für die Reinigung von Schürfungen, Kratzern oder Schnittwunden und darum meist in der Erste-Hilfe-Tasche enthalten.

Die Hardware – Schere und Pinzette & Co.

Eigentlich allen Erste-Hilfe Taschen liegt eine kleine Schere bei. Damit kannst du Verbände und Pflaster zuschneiden, Angelschnüre kürzen oder Tütensuppen aufschneiden. Die Qualität dieser Schere lässt leider oft zu wünschen übrig. Es ist sinnvoll, sie vor Beginn der Fahrradtour zu testen und eventuell auszutauschen. Hin und wieder gibt es eine Pinzette, mit der du Splitter oder Zecken entfernen kannst.

Außerdem gibt es meist ein paar Sicherheitsnadeln, damit können rutschende Kleidungsstücke befestigt werden oder du kannst das Dreieckstuch damit fixieren (wenn du es denn benutzt). In Verbandstaschen für Outdoor-Sportler gibt es oft eine Trillerpfeife. Damit kannst du auf dich aufmerksam machen, wenn du in einer abgelegenen Gegend in einen Unfall verwickelt bist.

Wenn du mit Kindern Fahrrad fährst, solltest du dein Sani-Täschchen entsprechend ausstatten! 

Personalisiere dein Fahrrad-Erste Hilfe Set!

"Personalisieren" bezieht sich oft auf die Optik, und klar kannst du ein Erste Hilfe-Set auch mit Blümchen bemalen. Aber uns geht es eher um den Inhalt. Hier sind ein paar Anregungen für eine individuelle 1.-Hilfe Ausstattung:

• Die Wunden von Fahrradfahrern fallen gerne etwas größer aus, als es bei Fußgängern der Fall ist – die beiden Faktoren Fallhöhe und Geschwindigkeit sind dafür verantwortlich. Darum ist es gut möglich, dass du statt vielen kleinen Heftpflastern größere Wundauflagen brauchst!
• Wenn du mit Kindern unterwegs bist, solltest du dein Notfallset entsprechend füllen. Ein paar bunte Pflaster (oder noch besser: mit den Lieblings-Comic-Figuren!) sind hier immer praktisch. Der Eltern-Tipp: Ein oder zwei Mini-Päckchen Gummibärchen brauchen nicht viel Platz, retten aber die Laune und die Fahrradtour!
• Wenn du längere Touren fährst, können wasserdichte Pflaster sehr praktisch sein.
• Wenn es unterwegs nass oder staubig wird, hält ein Pflaster, das die verletzte Stelle rundum abklebt, eine Wunde sauber und trocken.
• Relativ viele Menschen sind gegen Pflaster (vor allem die “roten”) allergisch. Darum solltest du ein paar "Sensitiv-Heftpflaster" einpacken.
• Oft nicht enthalten, aber da draußen wirklich wichtig: Ein Werkzeug, mit dem Zecken entfernt werden können.
• Wenn du nicht nur mit dem Fahrrad unterwegs bist, sondern dich auch gerne im oder auf dem Wasser aufhältst, lohnt es sich, entsprechend vorzubeugen. Hier solltest du unbedingt wasserdichte Pflaster oder Sprühpflaster einpacken! Zumindest kleinere Wunden kannst du damit vorübergehend einigermaßen trocken halten.
• Selbst wenn deine Bikeschuhe bestens passen, bist du vor Blasen nicht gefeit! Eine ungewohnte Tragepassage oder ein Platzregen mit anschließend nassen Schuhen, und schon ist es passiert… Zum Schutz vor “Blut im Schuh” gehören ein paar gute Blasenpflaster in jedes Erste-Hilfe-Set eines aktiven Menschen! Es gibt diese Erste-Hilfe für Blasen mit einem Gelpolster. Damit kannst du meist wieder aufs Fahrrad steigen und die Pflaster verhindern, dass sich der Schaden weiter ausbreitet.

An Blasenpflaster denkt man vielleicht nicht sofort, wenn eine Fahrrad-Tour ansteht, aber auch in Bike-Schuhen kann es Blasen geben.

• Die Rettungsdecke (die große goldene Folie) ist in einigen 1.-Hilfe-Sets nicht enthalten, es lohnt sich, das zu checken und ggf. eine Rettungsfolie nachzufüllen. Sie ist erstens ein wichtiger Bestandteil der Unfall-Sofort-Maßnahmen, aber auch ein guter Regenschutz und Kälteschutz. Auch nicht-medizinische, dafür praktische Einsatzzwecke kann die Folie abdecken, vom Einwickeln nasser Kleidung bis zum Abdichten undichter Zeltwände. 
• Auf größeren Touren kann es durchaus nützlich sein, wenn du eine Prellung oder auch einen Insektenstich unterwegs kühlen kannst. Dafür gibt es Sofort-Kühl-Kompressen, die nicht im Gefrierfach gelagert werden müssen. Sie können an Ort und Stelle aktiviert werden und gefrieren dann in ein paar Sekunden. Ein Kühl-Spray (oder Eis-Spray) ist unterwegs auch eine gute Möglichkeit, Schmerzen zu lindern.
• Eine Beatmungsfolie ist ist eine echte feine Sache, wenn du ohne direkten Körperkontakt Mund-zu-Mund-Beatmung ausführen willst.
• Wenn du alleine auf dem Fahrrad unterwegs bist, solltest du wichtige Informationen für den Notfall mit in der Erste-Hilfe-Tasche deponieren. Notfallkontakte, Versicherungsdaten oder Informationen zu Erkrankungen und Dauermedikation sind hier gut aufgehoben. 
• Wenn du lange Touren fährst und dabei gerne noch nach Einbruch der Dunkelheit unterwegs bist, kann eine kleine Stirnlampe echt gute Dienste leisten, denn du siehst alles, hast aber die Hände frei.
• Wenn du nicht mehr kannst, oder um bei einem Unfall über den ersten Schock hinweghelfen, kann ein bisschen zusätzliche Energie nötig sein. Traubenzucker oder Energie-Würfel sind da hilfreich. Ein Energie-Gel, das nicht gekaut werden muss, kann besser geschluckt werden.

Nervennahrung hilft über den Schrecken hinweg! Bild © Clif

Das Notfall-Set für Fahrrad-Touren – unsere Tipps

Ein paar Tipps von erfahrenen Unterwegs-Ersthelfern haben wir an dieser Stelle natürlich auch für dich:

Füll dein Erste Hilfe Set nach der Fahrradtour wieder auf!

Es gibt nichts Ärgerlicheres, als unterwegs zu merken, dass du dir genau der Verband fehlt, den du brauchst. Darum solltest du immer, wenn du unterwegs etwas verbrauchst, dein 1.-Hilfe-Täschchen nachfüllen!

Wähle das 1.-Hilfe Set nicht zu klein!

Klar willst du möglichst wenig unnötiges Gepäck mitschleppen. Damit du dein Set ergänzen kannst, ist es aber praktisch, wenn die Tasche etwas freien Platz bietet. Dann passen deine Medikamente oder die bereits erwähnten Blasenpflaster noch hinein.

Schlechte Qualität rächt sich auf der Fahrrad-Tour!

Es gibt immer wieder Erste-Hilfe-Sets beim Discounter im Angebot. Hier solltest du genau hinschauen, nicht immer entspricht die Qualität den Anforderungen. Ist ja schön, wenn dein Erste Hilfe Set eine kleine Schere enthält. Aber wenn sie nicht schneidet, hilft sie dir nicht viel. Auch abfallende Pflaster oder eingetrocknete Wundreinigungstücher sind mehr als ärgerlich! Erste-Hilfe-Pakete gibt es von bekannten Herstellern von Medizinprodukten oder auch von namhaften Outdoor-Ausrüstern, beiden kannst du in der Regel vertrauen. Prinzipiell ist aber das Erste-Hilfe-Set am besten, das du auch dabei hast (also besser ein günstiges als keines!)

Wenn du auf gute Qualität achtest, kleben die Pflaster besser ... Bild © Deuter

Achte auf das Verfallsdatum!

Auf Verbandpäckchen findest du eine ganze Menge Symbole, eines davon ist das Verfallsdatum. Vor allem bei sterilen Produkten solltest du im Auge behalten, wann sie verfallen! Nach diesem Datum können Keime in die Verpackung eingedrungen sein, der Verband ist dann nicht mehr steril. Auch beschädigte Verpackungen lassen Schmutz und Keime durch, sie sollten, wenn möglich, nicht mehr verwendet werden (obwohl sie mit Sicherheit im Fall der Fälle besser sind als nichts…!). 

Ist deine Erste-Hilfe-Tasche wasserdicht?

Wenn dein Verbands-Set undicht ist, ist schlimmstenfalls nach einer Fahrradtour im Regen alles im Eimer! Es gibt für Outdoorsport Erste-Hilfe-Sets in wasserdichten Taschen, das ist eine sinnvolle Anschaffung! Die Tasche schützt den Inhalt nämlich nicht nur vor Wasser, auch Schmutz und Keime bleiben draußen.

(Eigene) Medikamente

Allergie, Wespenstich, Kopfschmerzen oder Durchfall … Medikamente gegen diese häufigen Beschwerden sind in einem Erste-Hilfe Set normalerweise nicht enthalten, für Bikepacking oder eine mehrtägige Fahrrad-Reise ist es aber auf jeden Fall sinnvoll, eine kleine Auswahl an Medikamenten zu haben. 

Wenn du regelmäßig Medikamente nehmen musst, solltest du immer einen ausreichenden Vorrat davon in der Erste-Hilfe-Sammlung für Fahrrad-Ausflüge haben. Schwierig wird es natürlich, wenn deine Medikamente gekühlt werden müssen, denn eine dauerhafte Kühlung ist schwer zu gewährleisten, wenn du auf dem Fahrrad unterwegs bist. Hier solltest du im Zweifelsfall beim Arzt oder in der Apotheke nachfragen, ob es dein Medikament auch in kleinen Mengen gibt, damit der Schaden sich in Grenzen hält, oder ob die Kühlung mit einem Kühlpack unterwegs ausreicht. 

Was hat eine DIN Norm mit Erste Hilfe Sets fürs Fahrrad zu tun?

An manchen Stellen müssen Erste-Hilfe-Koffer gesetzliche Vorgaben erfüllen. Das gilt für die vorgeschriebene Erste-Hilfe-Box im Auto oder für Betriebe. Die Norm legt dann eine genau definierte Inhaltsliste fest. Für den Verbandskasten im Auto gilt beispielsweise die Norm DIN 13164:2022. Für Krafträder gilt die Norm DIN 13167, mit einem solchen Erste-Hilfe-Set bist du auch bei Fahrrad-Ausflügen gut ausgestattet.

Erste Hilfe bei Fahrrad-Touren – das kannst du noch tun…

Ein gut gefülltes Erste-Hilfe-Set ersetzt natürlich nicht die Nummer 1 der Vorsichtsmaßnahmen: den Fahrradhelm.

Es ist außerdem hilfreich, wenn du dich im Vorfeld über die wichtigsten Erste-Hilfe-Maßnahmen informierst, denn wenn es erst zu einem Fahrrad-Unfall gekommen ist, willst du sicher nicht im Anleitungsheft blättern! Es gibt auch hin und wieder Erste-Hilfe Kurse speziell für Zweirad-Fahrer. Wenn du viel, halsbrecherisch und in abgelegenen Gegenden unterwegs bist, ist es sicher sinnvoll, wenn du dich hier gezielt fortbildest. 

Wenn du mit dem Fahrrad unterwegs bist, solltest du natürlich auch an deinen besten Kumpel (dein Bike) denken! Du brauchst ein kleines Reparaturset, ein Multitool und unsere Anleitung für Fahrrad-Reparaturen “on the go”. Hilfe bei der Auswahl des Werkzeugs findest du ebenfalls im Bike Blog!

Kette rechts und wir wünschen dir, dass du dein Erste-Hilfe-/Notfall-Set nie brauchst. Aber im Fall der Fälle bist du mit unseren Tipps sicherlich gut ausgestattet!

Titelbild © Brian Patrick Tagalog auf Unsplash

Auf vielen Verbandsmitteln im Erste-Hilfe-Set gibt es ein Verfallsdatum!