Bikepacking ist noch lange kein massen-touristischer Trend in Deutschland. Trotzdem gibt es Regionen, die ziemlich stark gefragt und frequentiert sind, und deswegen ein wenig ihren Charme verloren haben. Mit unseren fünf Geheimtipps für unbekannte Bikepacking-Touren in Deutschland kannst du neue Regionen kennenlernen und ganz nebenbei großartige Abenteuer erleben. Beim Bikepacking-Stammtisch kannst du in Sachen Insiderwissen mit diesen Touren ebenfalls ordentlich punkten.
Tipp 1: Haßberge
Die 6-tägige Bikepacking-Route durch diese (noch) relative unbekannte Region verspricht vor allem eines: Bikepacking wie es sein sollte. In der Region trifft nicht nur die höchste Brauereidichte der Welt auf Jahrhunderte altes Winzer-Handwerk sondern auch auf das Zentrum des Deutschen Burgenwinkels auf die malerischen Kulisse des Naturparks Haßberge. Viel Natur, viele Ruine, Burgen und Schlösser, gutes Bier, Wein und hervorragende Küche warten auf dich. Biker-Herz was willst du mehr?
Das „Abenteuer Haßberge” startet in der kleinen historischen Kreisstadt Haßfurt. Auf 47 Kilometern Länge geht es auf der ersten Etappe zunächst durch malerische Fachwerkorte und am Ellertshäuser See vorbei durch den gesamten „Haßgau”, dem sanft gewellten Vorland des eigentlichen Mittelgebirgszuges der Haßberge. Ziel der ersten Etappe ist der Sulzfelder Badesee samt Campingplatz, wo euer Zelt das erste Mal wieder frische Luft schnuppern darf. Gut warmgeradelt führt der zweite Tag dann an die ehemalige innerdeutsche Grenze und verläuft sogar einige Kilometer auf dem großen, internationalen Iron Curtain Trail und direkt auf dem Kolonnenweg unmittelbar entlang des Todesstreifens. Knapp 70 Kilometer und knackige 710 Höhenmeter liegen auf dieser Etappe vor euch. In Nassach könnt ihr auch auf dem Zeltplatz direkt am Nassacher Natur Erholungssee euer Zelt aufschlagen.
Die dritte Etappe kann dann durchaus als Königsetappe bezeichnet werden: 63 Kilometer führen durch das Herz des Deutschen Burgenwinkels. Radwege, Schotterpisten, Waldwege und Trails sorgen für Abwechslung und jede Menge Fahrfreude. Über stille Waldwege und rasante Schotterpisten geht es auch am vierten Tag, zunächst hinauf zur Burgruine Bramberg und dann über den Rennweg, bis zur südöstlichen Grenze der Haßberge. Diverse Brauereien in Baunach und den umliegenden Dörfern bieten ein abwechslungsreiches Angebot an isotonischen Getränken für die Abendgestaltung um die laktat geplagten Bikepacking-Waden wieder mit neuer Kraft für die beiden letzten Etappen zu versorgen.
Die vorletzte Etappe steht dann ganz im Zeichen des Weines: Durch die tiefen Wälder der Haßberge nördlich der UNESCO Weltkulturerbestadt Bamberg geht es zu den sonnenverwöhnten Weinhängen des Maintals. Die Route schlängelt sich hier malerisch durch die Weinlagen und schließlich zum Campingplatz Sand am Main auf der anderen Mainseite. Die sechste und letzte Etappe stellt schließlich einen lohnenswerten Ausflug in den nördlichen Steigerwald dar. Highlight dieser Etappe ist der Gipfel des Zabelsteins. Entspannte 31 Kilometer und rund 370 Höhenmeter bringen euch schließlich wieder zurück nach Haßfurt und lassen noch genügend Zeit für eine Belohnung und die Rückreise.
Verpflegung
Entlang der Route kommst du immer wieder durch größere Orte mit Supermärkten. Zum Beispiel Hofheim in Unterfranken, Bad Königshofen und Ebern. Dazwischen liegen aber auch immer noch kleinere Ortschaften mit Bäckereien, Metzgereien und Getränkemärkten. Von den Zeltplätzen aus, sind fast immer im Umkreis von unter 10 Kilometern Supermärkte zu erreichen. Manche Pizzerien in der Umgebung bieten auch einen Lieferservice an.
An und Abreise
Haßfurt hat eine sehr gute Zuganbindung nach Schweinfurt (Richtung Westen) und Bamberg (Richtung Osten). Andere Startpunkte sind mit der Bahn nicht so leicht zu erreichen.
Foto: Ralf Schanze
Tipp 2: Ebbegebirge
Diese Tour hat es trotz seiner „nur“ 110 Kilometer in sich und das liegt vor allem an den über 2.700 Höhenmetern. Für ambitionierte Fahrer ist diese Bikepacking-Tour durch das Ebbegebirge an zwei Tagen machbar. Wenn du dir lieber etwas Zeit nehmen möchtest und auch mal in den Biggesee springen möchtest, dann kannst du diese Tour auch einfach auf drei entspannte Tage ausdehnen.
Dein Bikepacking Abenteuer beginnt in Eiringhausen. Am Anfang kannst du dich entlang der Lenne noch etwas warmfahren, bis der erste große Anstieg kommt – und es wird nicht der letzte bleiben. Durch den schönen verworrenen Wald fährst du danach vom Rabenkopf wieder runter und kommst zurück zu Lenne. Über einen großen Schlenker in den Wald fährst du an die Grenzen von Finnentrop. Du triffst nun auf die Bigge, welche dich am Ende an den gleichnamigen Stausee führt. Da du nun etwa die Hälfte der Strecke geschafft hast, könntest du hier nach einer schönen Stelle für die Übernachtung Ausschau halten.
Entlang des Biggesee wird es aber auch nicht langweilig, es bleibt schön abwechslungsreich und ordentlich wellig. Nun fährst du wieder in Richtung Norden durch viel Wald und Natur. Die Oestertalsperre bietet dir noch einmal einen richtig schönen Blick aufs Wasser. Die letzten gut 20 Kilometer haben nochmal ein paar richtig knackige Anstiege dabei. Aber dafür auch immer geniale Abfahrten und wunderbare Ausblicke. Am Ende rollst du dann über die Hohe Molmert wieder in Eiringhausen an.
Verpflegung
Es liegen einige größere Ortschaften auf der Tour, bei denen du in Supermärkten, Bäckereien und Tankstellen alle Vorräte auffüllen kannst. Dazu gehören Finnentrop (KM 33), Attendorn (KM 45) und Valbert (KM 68).
An und Abreise
Nicht nur Eiringhausen eignet sich als Startpunkt, auch Finnentrop und Attendorn eignen sich zur An- sowie Abreise mit dem Zug. So kann die Runde auch frühzeitig beendet werden.
Tipp 3: Müritz
Bei dieser Tour haben wir an eine kurze Wochenend-Bikepacking-Tour gedacht, bei dem du am Freitag nach der Arbeit in den Nationalpark Müritz aufbrichst und am Sonntag Nachmittag wieder zurück bist. Je nachdem aus welcher Richtung du kommst, kannst du in Wesenberg, Neustrelitz oder Waren ganz einfach mit dem Zug anreisen und dein Bikepacking Abenteuer starten.
Wir starten die Tour in Waren an der Müritz und fahren auch nicht lang drum herum, sondern direkt rein in den Nationalpark Müritz. Du folgst den langen und wunderschönen Waldwegen, vorbei an Naturschauspielen und anderen Attraktionen bis zur Quelle der Havel. Vorbei an kleinen Seen und entlang der Schienen kommst du nach etwa 50 Kilometern an einen Rastplatz, der ideal wäre um es für diesen Tag im Sattel gut sein zu lassen und in Ruhe das Nachtlager aufzubauen. Am nächsten Tag packst du alles in Ruhe zusammen und machst dich auf den Weg nach Neustrelitz. Dort ist erstmal Frühstückszeit. Im Anschluss fährst du über einen Aussichtsturm an die Grenzen des Unesco Weltnaturerbes: die alten Buchenwälder von Serrahn. Nun hast du insgesamt schon die Hälfte der Bikepacking Tour geschafft.
Über breite Waldautobahnen und manchmal auch kurze Trails schlängelst du dich nun zwischen den vielen kleinen und großen Seen weiter Richtung Wesenberg. Es würde sich anbieten, dort nochmal ein paar Besorgungen für den Abend zu machen, um danach einen Ort für dein Nachtlager zu suchen. Da du zwischen Woblitzsee und Großem Labussee entlang fährst, findest du garantiert ein passendes Plätzchen. Auf dem Rückweg nach Waren fährst du noch einmal hinein in den wunderschönen Nationalpark Müritz. Wieder warten ein Haufen wunderschöne Seen und Naturwege auf dich. Ganz zum Schluß kommst du dann noch mal direkt an den Müritz See. Wenn das Wetter passt und du noch etwas Zeit hast, kannst du dich im kühlen Nass nochmal erfrischen. Die letzten zehn Kilometer deiner Bikepacking Tour kannst du dann nutzen, um langsam wieder im Hier und Jetzt anzukommen.
Verpflegung
Die bereits erwähnten großen Orte Wesenberg, Neustrelitz und Waren bilden die wesentlichen Versorgungspunkte für deine Tour. Wenn es gar nicht anders geht, musst du von der Tour abbiegen, um einen der Orte schneller zu erreichen.
An und Abreise
Auch zur An- und Abreise eignen sich (wie bereits erwähnt) Wesenberg, Neustrelitz und Waren optimal.
Tipp 4: Thüringer Schiefergebirge
Wer noch nicht im Thüringer Schiefergebirge unterwegs war, der wird kaum glauben, wie viele Höhenmeter man hier sammeln kann. Auf dieser mehrtägigen Bikepacking Tour kannst du die wunderschönen Steinbrüche, Wälder, Seen und Flüsse dieser Region kennenlernen.
Saalfeld ist der ideale Ausgangspunkt um das Thüringer Schiefergebirge zu erkunden. Nach dem Verlassen der Stadtgrenze folgst du der Saale entlang kleiner Wege und Waldstraßen bis du zum Hohenwarte-Stausee kommst. Die Saale führt dich im Anschluss immer weiter durch die schöne Natur Thüringens, bis du zu Deutschlands größtem Stausee (nach Fassungsvolumen), der Bleilochtalsperre, kommst. An diesem hangelst du dich über viele Trails und Wege entlang, bis der Stausee wieder zur Saale wird und du in Richtung Bad Lobenstein abbiegst. Nun hast du schon die Hälfte geschafft und kannst dir zur Belohnung in der kleinen Stadt mindestens einen Snack gönnen.
Gleich danach tauchst du wieder in ein riesiges Waldgebiet ab und nimmst Kurs auf den Rennsteig und einige kleine idyllische Steinbrüche und Seen. Denn natürlich willst du herausfinden, woher der Name Schiefergebirge kommt. Es folgt ein sehr welliger Abschnitt bei dem zum größten Teil auf dem Rennsteig Radweg unterwegs bist. Diesem folgst du immer weiter nach Nordwesten, durch beschauliche Örtchen und entlegene Wälder. Ab und zu wirst du auch mit der ehemaligen Teilung Deutschlands konfrontiert, denn die ehemalige Grenze Deutschlands kreuzt immer wieder deinen Weg. Am Ende kommt noch einmal ein harter Anstieg auf dich zu, aber die dazugehörige Abfahrt bringt dich dann wieder zurück nach Saalfeld.
Verpflegung
Saalburg (KM 63), Bad Lobenstein (KM 83) und Probstzella (KM 120) sind die einzigen größeren Orte auf der Tour, deswegen solltest du das Angebot an Supermärkten und Bäckern dort nutzen. Zum Wasser auffüllen zwischendurch kannst du aber auch die kleinen Bäckereien nutzen, sowie die vielen Gaststätten in den Dörfern.
An und Abreise
In Bad Lobenstein und Probstzella gibt es Bahnhöfe die du auch zur An- und Abreise nutzen kannst. Mit dem Auto bietet sich besonders Saalburg an, da es nahe der A9 liegt. Im Kloster Saalburg gibt es des Weiteren einen schönen Campingplatz, den du als Basis nutzen kannst.
Tipp 5: Emsland
Das Emsland ist viel größer als du vielleicht denkst und diese Tour liefert den Beweis dafür. Denn diese knapp 300 Kilometer lange Bikepacking Tour schickt dich einmal vom südlichsten Punkt des Emslandes zum nördlichsten und wieder zurück. Aber keine Angst vor so vielen Kilometern. Erstens ist es die ganze Zeit ziemlich flach und zweitens haben wir bei dieser Bikepacking Tour den Offroad Anteil bei unter 50 Prozent belassen. So kannst du auch mal ordentlich Strecke machen.
Der Beginn deiner Bikepacking Tour ist in Osnabrück. Das gehört streng genommen nicht zum Emsland, bietet aber einen sehr guten Anschluss zum Zug. Am berühmten Stichkanal schlängelst du dich aber schnell aus der Stadt raus und folgst ihm dann auch noch weiter ein Stück. Dann tauchst du ein in die typische Landschaft des Emslandes. Viele Grünflächen wechseln sich mit Wäldern und kleinen Seen ab. Die kleinen Dörfer, die du passierst, sind wie aus der Käsewerbung, voll mit Bauernhöfen und alten Backsteinhäusern. Gelegentlich wirst du sogar ein paar Gebiete durchfahren, die sehr Heidelandschaften erinnern und sogar ein paar Hügel wirst du zu sehen und spüren bekommen.
Dann, knapp vor der Hälfte deiner Bikepacking Tour, kommst du am nördlichsten Punkt, der Stadt Papenburg an. Du änderst einmal komplett die Richtung und schließt dich dem Dortmund-Ems-Kanal an, danach dann der Hase und windest dich gemeinsam mit diesem kleinen idyllischen Fluss immer weiter nach Süden. Nun kommen wieder ein paar kleine Seen, die sich für ein Nachtlager ideal anbieten. Beim Endspurt kreuzt du den Mittellandkanal und durchquerst das Naturschutzgebiet Haler Feld. Der Stichkanal bringt dich wieder zurück nach Osnabrück und beendet so sanft deine Bikepacking Tour.
Verpflegung
In regelmäßigen Abständen passierst du kleinere und größere Ortschaften. Dort gibt es vom Milchhof über den Dorfladen bis zum Bäcker eigentlich immer irgendwas. In den Orten Söge (KM 88), Papenburg (KM 124), Dörpen (KM 140), Lathen (KM 155), Meppen (KM 176) und Haselünne (KM 198) gibt es aber die Möglichkeit Supermärkte aufzusuchen.
An und Abreise
Osnabrück ist natürlich am besten an die Verkehrsnetze angebunden. Aber auch in Papenburg am nördlichen Ende der Bikepacking Tour gibt es eine gute Zuganbindung. Zwischendurch gibt es eine Vielzahl von Möglichkeiten die Route eher zu beenden.
Foto: © Emsland Tourismus
Tipp 6: Schwäbische Alb
Die letzte Tour ist nochmal ein ordentlicher Kracher mit den gut 280 Kilometern und 4.300 Höhenmetern. Je nachdem wie fit du bist, kann diese Bikepacking Tour drei oder vier Tage in Anspruch nehmen. Dabei führt sie noch nicht durch die komplette Schwäbische Alb. Die beiden Referenzpunkte waren Ulm und Rottweil.
Deswegen geht das Bikepacking Abenteuer auch in Ulm los. Du schließt dich der Donau an und kannst auf den ersten 30 Kilometern erstmal ganz entspannt reinkommen. „An der schönen blauen Donau“ ist nicht nur ein sehr bekanntes Musikstück, sondern unter Bikepacking-Aspekten auch ein genialer Einstieg in die Schwäbische Alb. Gleich nach Ehingen kommt dann aber schon der erste heftige Anstieg auf dich zu. Dafür umgibt dich aber auch eine prächtige Natur und auch immer wieder wunderschöne Aussichten. Immer wieder fährst du aus den tiefen Wäldern in kleine romantische Dörfchen, nur um gleich danach wieder in den nächsten Wald einzutauchen. Ab und zu kreuzt du auch noch kleine Flüsschen und Bäche. Nach genau 150 Kilometern erreichst du Rottweil und damit hast du bereits über die Hälfte deiner Bikepacking Tour gemeistert.
Die nächsten 20 Kilometer werden vermutlich zu den härtesten der Tour. Zuerst führt dich der Anstieg noch ganz annehmbar in die hohen Lagen der Schwäbischen Alb. Aber dann kommen ein paar richtig brutale Kilometer, die es für dich zu meistern gilt. Der Plettenberg belohnt dich dafür aber dann mit einer atemberaubenden Aussicht und der Gewissheit diesen Schweinehund bezwungen zu haben. Wenn du es einrichten kannst, ist hier oben auch ein super Übernachtungsspot. Die darauffolgende wilde Abfahrt ist auf jeden Fall fordernd und verlangt deine ganze Aufmerksamkeit. Über Täler und Anhöhen rollst du nun immer weiter zurück Richtung Osten. Auch hier kreuzt du immer wieder Gewässer und Natur-Highlights. Zum Ausrollen kannst du die letzten 15 Kilometer dann nochmal richtig genießen, denn es geht nur noch bergab, bis du erschöpft aber überglücklich wieder in Ulm einrollst.
Verpflegung
Du kreuzt immer wieder größere Ortschaften (oder deren Ausläufer) und dort findest auch Supermärkte. Beispielsweise Gammertingen (KM 83), Onstmettingen (KM 103), Tailfingen (KM 190) und Hayingen (KM 233). Dazwischen liegen aber auch andere kleine Dörfer mit Bäckereien und Dorfläden.
An und Abreise
Ulm und Rottweil sind natürlich die besten Stellen um diese Bikepacking Tour zu starten oder zu beenden. Dazwischen liegen aber auch immer wieder Bahnhöfe, so in Ehingen (Donau) und Gammertingen.
Foto: Schwäbische Alb Tourismus, Fotograf: Gerd Eisenschink
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